Im Dialog

Welche Fragen treiben PsychotherapeutInnen gerade um? Was müssen sie wissen, wenn sie in den Beruf starten – oder in Zeiten des beruflichen Umbruchs? Unsere bvvp-Blogautoren schreiben über alle brisanten Themen – und sind dabei mit Ihnen im Dialog. Einfach im Mitgliederbereich anmelden und mitdiskutieren!

PiA = PsychotherapeutInnen in Aufruhr: Ein imaginärer Dialog

von Katharina Simons

Seit 2012 tagt das PiA-Politik-Treffen halbjährlich in Berlin oder in Frankfurt, um den Interessen und dem Reformwillen der PiA eine Stimme zu verleihen. Es werden bundesweit Protestaktionen initiiert und diese durch Pressearbeit begleitet. Stellen Sie sich nun vor, Sie stießen eines Tages auf dem Weg durch die Stadt auf einen PiA-Flashmob und sprechen eine Aktivistin an, fragten Sie voller Neugier, worum es bei dieser Aktion genau ginge. Sie gibt gerne Auskunft, und es entspinnt sich ein Gespräch:

– „Wie bitte?“, würden Sie vielleicht fragen, „wenn ich diesen Beruf erlernen wollte, könnte mir niemand verbindlich sagen, was die Zugangsvoraussetzungen sind, da die neuen Studienabschlüsse nach der Bologna-Reform gar nicht im geltenden Gesetz aufgeführt sind. Das klingt ja sehr kompliziert.“

– „Und PiA werden von Kliniken ausgebeutet? Sie bekommen als Diplomierte und Master-Absolvent*innen für ihre Tätigkeit häufig keine oder sehr wenig Vergütung? Aber wie kann das denn sein? – Und die Ausbildungszeiten im Krankenhaus sind durch kein Gesetz geregelt, das den PiA einen arbeitsrechtlichen Status geben würde? Das würde ja bedeuten, würden Sie vielleicht schlussfolgern, dass sie der Willkür des Marktes völlig ausgeliefert sind: Billige und gut ausgebildete Arbeitskräfte, die die tariflich bezahlten Stellen für PsychologInnen auf Station überflüssig machen. Und Ihr Fazit wäre: „Na, das ist für die Klinik ja äußerst praktisch – und zusätzlich zahlen PiA auch noch alle ihre Ausbildungsgebühren aus der eigenen Tasche? Die armen Eltern! Das scheint ja ein Beruf für verzichtsbereite und fleißige Idealisten mit
Privatsponsor zu sein.“

– „Verstehe“, würden Sie weiterhin sagen, „Eure Not ist so groß, dass Ihr sie auf die Straße hinausschreien wollt. Ganz schön unbequem für alle Verantwortlichen, wenn Ihr Eure Ausbeutung so deutlich sichtbar macht … Ihr hofft also auf die Reform des Psychotherapeutengesetzes? Hoffentlich wird das neue Gesetz Eure Probleme dann auch tatsächlich lösen.“
Vielleicht würden Sie noch weiterfragen, würden wissen wollen: „Wozu braucht es überhaupt spezielle PiA-Politik, es gibt doch sicherlich auch etablierte PsychotherapeutInnen-Berufspolitik, kümmert die sich denn nicht auch um Eure Themen?“ – Und dann würden Sie verstehen, dass der Schwerpunkt vieler berufspolitisch Aktiver auf den Belangen der PsychotherapeutInnen liegt, die mit einer Zulassung der Kassenärztlichen Vereinigung niedergelassen sind, und dass die Themen der PiA in den Kliniken eher wenig Berührungspunkte mit diesem Tätigkeitsbereich haben, geht es doch hier um die Belange von Angestellten. Vermutlich würden Sie dann empfehlen: „Vielleicht solltet ihr dann auch bei der Gewerkschaft Unterstützung suchen! – Ach, das tut ihr schon? Sehr gut, davon profitieren dann ja sicherlich auch alle angestellten PsychotherapeutInnen …“, würden Sie laut überlegen und würden dann Sie sicher sehr überrascht sein über das, was Sie zu hören bekämen: „Wie bitte? – Eure approbierten KollegInnen verdienen zum Teil noch an dieser Form der ausbeuterischen Ausbildung?! Das macht es natürlich nicht leichter, gemeinsam an einer Veränderung der Bedingungen zu arbeiten!“, würden Sie ausrufen und uns wünschen: „Hoffentlich findet Ihr dennoch ausreichend Unterstützung!“ Und dann hätten Sie noch eine Idee: „Was ist denn mit den Kammern?“, würden Sie nachfragen. – „Ach, die Belange der PiA liegen nicht in deren Aufgabenbereich. Aber ihr engagiert euch doch bestimmt für bessere Mitbestimmungsmöglichkeiten? Ja? Na, das klingt gut. Letztlich profitiert doch der gesamte Berufsstand, wenn die Ausbildungsbedingungen gut sind. Dann
haben die Berufseinsteiger Zeit und Kraft, sich auch fachlich mit ihren neuen Ideen einzubringen.“

Und dann würde Ihnen noch eine wichtige Frage einfallen: „Wie setzt sich denn Euer Berufsverband für euch ein? – Was, Ihr habt gar keinen eigenen Berufsverband? – Ihr habt viele, nur keinen Dachverband, der verbindlich für den ganzen Berufsstand sprechen kann? – Verstehe, deshalb gibt es nun also dieses PiA-Politik-Treffen.“

„Ich vermute, dass es der Berufsstand der PsychotherapeutInnen schwer hat, sich im Gesundheitssystem zu behaupten. Da hilft es natürlich, wenn man an einem Strang zieht. Ich hoffe, dass es euch auf dem Treffen auch weiterhin gelingt, sich untereinander abzustimmen!“ – Und Sie würden sich freuen zu hören, dass der Reformprozess zumindest anläuft und es nun vor allem um inhaltliche Details geht. „Das klingt nach einer neuen Herausforderung“, würden Sie sagen, „die Ihr meistern müsst, damit das Reform-Ergebnis zum Schluss ein Gutes ist!“ Und dann würden Sie uns zurufen, was wir einander auch immer wieder sagen in diesem langen Kampf um gerechte Ausbildungsbedingungen: „Bleibt dran!“


Wenn Sie uns das auch zurufen, machen Sie mit, informieren Sie sich unter: www.piapolitik.de. Tragen Sie sich gern auch in unseren Newsletter ein, um Einladungen und Protokolle zugesandt zu bekommen: piapolitik.de/kontakt. Kontakt: info@piapolitik.de.

Über den Autor

Katharina Simons

Katharina Simons ist Psychologin und Gesundheitswissenschaftlerin und seit 2011 Psychotherapeutin in Ausbildung. 2012 half sie, das bundesweite PiA-Politik-Treffen aus der Taufe zu heben, 2013 war sie Mitbegründerin des Berliner PiA-Forums.

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